Macht es für mich Sinn, Vorsorge für den Pflegefall zu treffen? Bei meinen Beratungen mit Kunden der Altersgruppe 50 plus ist dies eine Fragestellung, die ich öfters zu hören bekomme. In der Tat sollte das Pflegerisiko im Alter nicht unterschätzt werden. Die Menschen werden auf der einen Seite erfreulicherweise immer älter. Mit der ansteigenden Lebenserwartung nimmt jedoch parallel dazu das Risiko zu, später einmal ein Pflegefall zu werden. Laut Statistischem Bundesamt werden etwa 30% der Männer, die das 85. Lebensjahr erreicht haben, zum Pflegefall. Bei Frauen sind es mehr als 40%. Seit 1995 gibt es die Pflegepflichtversicherung für gesetzlich und privat Krankenversicherte. Dies ist jedoch nicht mehr als ein Kernsicherungssystem, denn die Pflichtversicherung deckt bei weitem nicht alle Kosten der Pflege. Den Rest muss dann der Pflegebedürftige selbst oder die Familie zahlen. Im Bundesdurchschnitt muss mit eigenen Zuzahlungen von 1500 € pro Monat gerechnet werden. Wer in einem gehobenen Pflegeheim untergebracht werden möchte, kann durchaus mit 3000 € oder mehr im Monat rechnen.
Wie kann nun für dieses nicht zu unterschätzende Risiko gut finanziell vorgesorgt werden? Insbesondere Menschen, die jünger als 55 Jahre sind, könnten überprüfen, ob für sie eine private Pflegezusatzversicherung in Frage kommt. Danach fallen die Beiträge oft recht hoch aus. Es handelt sich dabei um eine Risikoversicherung, d.h. es muss sichergestellt werden, dass die Beiträge auch nachhaltig gezahlt werden können. Wenn die Versicherung vorzeitig gekündigt werden muss, ist das bisher eingezahlte Geld weg.
In einer Ruhestandsplanung sollte daher im Einzelfall überprüft werden, ob eine Pflegezusatzversicherung überhaupt Sinn macht. Die Renten- oder Pensionsbezüge könnten im Alter durchaus ausreichen, um die finanzielle Lücke zwischen Pflegeheim und gesetzlicher Pflegeversicherung zu schließen. Wer ein entsprechend großes Vermögen hat, kann sich die Beiträge ebenfalls sparen.
Man muss sich klar machen, dass die Pflegeversicherung nichts anderes als ein Rentensparplan ist. Über einen bestimmten Zeitraum wird in einen Topf eingespart, aus dem später, wenn der Pflegefall eintritt, die Beiträge für das Pflegeheim entnommen werden. Ich rate daher oft Kunden, die effektiv für den möglichen Pflegefall vorsorgen wollen, einen Sparplan für ein extra „Pflegedepot“ zu eröffnen. Dies hat zum einen den Vorteil, dass mit geringen Beiträgen und geringen Kosten ein gutes und effektives Polster für den Pflegefall angespart werden kann. Falls der Pflegefall nicht eintreten sollte, hätte dies dann den weiteren Vorteil, dass das Geld nicht weg wäre. Das angesparte und im Depot gut verzinste Kapital könnte stattdessen für andere Dinge ausgegeben oder an die nächste Generation vererbt werden.
Quellen:
Fries, Tom/Michael Huber: Finanzcoach für den den Ruhestand. FinanzBuch Verlag. München, 2015.
Pohlmann, Isabell: Finanzplaner 60+. Stiftung Warentest. Berlin, 2018.
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