„Wer kein Gold besitzt, der versteht weder die Geschichte noch die Wirtschaft.“
Dieser Satz wurde einst von dem legendären Investor Ray Dalio, Gründer des Hedgefonds Bridgewater, geprägt. Gerade jetzt in Zeiten der Coronakrise und der Negativzinsen ist Gold ein Investmentthema, das „en vogue“ ist. Und deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass vor Kurzem ein neues Allzeithoch im Goldpreis auf Eurobasis erzielt worden ist. Von vielen Menschen wird nun immer wieder die Frage an mich gestellt:
Macht es Sinn, jetzt Gold zu kaufen?
Nun… Gold ist mehr als nur ein Investment. Seit Jahrtausenden übt es eine Faszination auf die Menschheit aus. Die Pharaonen im alten Ägypten haben sich bekanntlich mit reichlich Gold bestatten lassen. Im Jahr 1848 war es James W.Marshall, der rein zufällig in Sacramento auf einen kleinen Klumpen Gold stieß. Der darauffolgende Goldrausch zog mehr als 80.000 Menschen nach Kalifornien.
In der Geschichte wurde Gold auch als Zahlungsmittel eingesetzt, beispielsweise als Goldmark während des Deutschen Reichs. In der Neuzeit basierte das Währungssystem lange Zeit auf Gold und erst in den 1970er Jahren fand eine Entkopplung statt. Als Zahlungsmittel ist Gold recht unflexibel und wird mit Sicherheit das Papiergeld nicht ersetzen. Doch: Gerade in Zeiten von Währungskrisen hat sich Gold stets als eiserne Reserve behauptet. Während sich Papiergeld von den Notenbanken in schier unendlicher Form vermehren lässt, ist dies beim Gold nicht möglich. Aus diesem Grund stellt Gold durchaus eine Versicherung gegen die Gefahren, die in unserem Finanzsystem lauern, dar. Und genau deshalb steigt der Goldpreis auch gerade. Die Notenbanken tun gerade alles, um die Finanzmärkte und die Wirtschaft zu stabilisieren. Die Langzeitwirkungen dieser Maßnahmen sind allerdings überhaupt noch nicht abzusehen.
Also ist heutzutage nicht weitaus riskanter, kein Gold zu haben, als welches zu haben?
Es gibt natürlich die Propheten, die Gold für das Maß aller Dinge halten und empfehlen, einen überwiegenden Teil des Geldes in Gold anzulegen. Doch hiervor sei zu warnen, denn ansonsten holt man sich schnell mal das ins Depot, was man eigentlich vermeiden sollte: Ein sogenanntes Klumpenrisiko. Denn wenn es mit Gold mal wieder abwärts geht, leidet dann das ganze Depot darunter. Wer Gold kauft, tut dies in erster Linie aus Absicherungsgründen und weil es schön ist, Gold zu besitzen. Doch die Kursschwankungen beim Gold übertreffen die bei Aktien. Der Höchststand bei Gold auf Dollarbasis wurde im Jahr 2011 erreicht und danach halbierte sich der Goldpreis annähernd.
Daher beachte: Eine Investition in Gold ist nichts für schwache Nerven.
Für mich selbst ist ein langfristig stabiler Vermögenszuwachs wichtig. Solche Schwankungen wie bei Gold sind für mich schwer zu ertragen. Und bekanntlich fühlen negative Emotionen beim Investment häufig zu Fehlentscheidungen. Hinzu kommt: Gold liefert keine Erträge. Während ich bei Aktieninvestments immer noch auf Dividendenerträge hoffen kann, bin ich bei Gold ausschließlich vom Kursanstieg abhängig. Genau aus diesem Grund halten Börsenlegenden wie André Kostolany oder Gottfried Heller wenig von Gold. Madame Moneypenny, bekannte Finanzbloggerin in Deutschland, sagte kürzlich in einem Video:
„Mir kommt kein Gold ins Haus.“
Was man wissen muss…Der Goldpreis reagiert auf den US-Dollar. Solange der Dollar nicht infrage steht, solange besteht auch keine echte Notwendigkeit, unbedingt Gold zu halten. Als Absicherung würde es dann eine solide US-Staatsanleihe oder ein solider Anleihenfonds eben auch tun. Da die US-Notenbank in den nächsten Jahren die Zinsen aber nicht groß erhöhen will, kann man von den Staatsanleihen keine großen Sprünge erwarten. Und somit könnte ein kleiner Anteil an Gold im Depot nun auch nicht schaden.
Ich selbst halte etwas Gold.
Denn Gold stabilisiert mein Gesamtvermögen. Dafür nutze ich es. In bestimmten Phasen entwickelt sich der Goldpreis beispielsweise anders als der Aktienmarkt. Und genau diesen Effekt will ich ja erreichen, eben nicht alles auf die eine Investment Karte setzen. Und: So ein wenig Absicherung des Vermögens für schwierige Zeiten, denke ich mir, ist auch nicht zu unterschätzen. Wie man ja jetzt auch aktuell sieht…
Wer nun kaufen möchte: Wieviel Gold sollte es denn nun sein?
Das ist natürlich sehr individuell und ich kann da auch hier nur allgemeine Empfehlungen geben: Also irgendwo zwischen 5 bis 10% könnte der Goldanteil des Vermögens schon liegen. Wer erst mit dem Vermögensaufbau beginnt oder bisher nur ein eher überschaubares Vermögen besitzt, sollte sich vielmehr auf das Kerninvestment aus Aktien und Anleihen konzentrieren.
Wenn aber nun die Entscheidung getroffen worden ist, Gold zu erwerben, stellt sich die nächste Frage:
Wie kann ich in Gold investieren?
Idee Nr.1: Münzen oder Barren kaufen
Wer auf diese Weise Gold kauft – man spricht auch von physischem Gold – kann sich über den echten Sachwert erfreuen. Denn Gold in den Händen zu halten, ist etwas Wunderbares. Zudem sind Münzen von der Mehrwertsteuer befreit und Gewinne aus dem Verkauf nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei. Doch Vorsicht: Achten Sie darauf, wo und was sie genau erwerben. Anlagemünzen wie beispielsweise der südafrikanische Krügerrand liegen recht nahe am Materialwert. Sammlermünzen können dagegen einen recht hohen Materialaufpreis haben. Am günstigen – wenn vielleicht auch nicht am schönsten – sind Goldbarren.
Generell ist aber gerade jetzt festzustellen:
Gold ist gefragt. Und das, was alle gerne haben wollen, ist eben nicht gerade billig. Entsprechend hoch können die Aufpreise, das sogenannte Agio, beim Goldkauf sein. Bei einem führenden Goldhändler sehe ich aktuell einen Aufschlag von über 7% für die Feinunze Gold. Das ist heftig!
Und dann kommt ja immer noch die Frage der Lagerung dazu: zu Hause im Tresor oder Garten? Im Bankschließfach? Das ist alles nicht optimal.
Gibt es denn eine Alternative? Ja, die gibt es.
Idee Nr.2: ETCs als Anlagealternative
Was ist das denn nun? Die Kurzform deutet auf eine Ähnlichkeit mit den ETFs hin, die wir ja aus dem Aktien- und Anleihenbereich kennen. ETC ist eine Kurzform für Exchange-Traded Commodity. Es gibt jedoch einen wesentlichen Unterschied: Während ETFs Sondervermögen, also geschützt sind, ist dies bei ETCs nicht der Fall. Hier habe ich als Anleger ein Emittentenrisiko zu tragen. Bedeutet: Wenn die Gesellschaft, die den ETC herausgibt, Pleite geht, ist höchstwahrscheinlich auch mein investiertes Geld weg.
Dennoch sollte man bekannte ETCs wie Xetra-Gold nicht verachten. Denn das Geniale ist: Mit dem Erwerb des Wertpapiers, also Xetra-Gold, ist die Lieferung von Gold verbrieft. Dies bedeutet: Wenn ich Besitzer von Xetra-Gold bin, kann ich mir den entsprechenden Anteil an Gold ausliefern lassen. Deshalb hört man ja auch, dass diese ETCs riesige Mengen an Gold in Tresoren lagern müssen. Ich selbst halte seit Jahren einen kleinen Anteil an Xetra-Gold bei meinem Vermögen, wohl wissend um das Restrisiko.
Jedoch halte ich es persönlich für das „kleinere Übel“. Denn ich sage mir: Ein bisschen Gold muss einfach sein.
Idee Nr.3: Ein Investment in Goldminenaktien
Wer hier investiert, setzt einen Hebel ein und ist aus meiner Sicht in erster Linie auf Kurssteigerungen aus. Die Schwankungen bei Goldminen sind um ein Vielfaches höher als beim Goldpreis selbst.

Riskieren Sie einfach nur mal einen Blick auf den bekanntesten Index im Goldbereich, den NYSE Arca Gold Bugs. Zugegeben, wenn Sie hier ein Jahr lang investiert gewesen wären, hätten Sie sich über eine Performance von nahezu +90% erfreuen können. Doch beim Blick auf die Langzeitentwicklung ergibt sich ein anderes, deutlich düsteres Bild. Denn bei einem 10-Jahres-Investment würden Sie hier immer noch mit fast -37% das Nachsehen im Depot haben. Nach 2011 hätten Sie richtig gelitten, denn der Index wäre in den Folgejahren um über 80% eingebrochen.
Der Vorteil hier ist es, dass es ETFs in Deutschland gibt, die den Goldminenindex abbilden. Wer mit ein wenig Geld spekulieren will und an einen weiteren kurzzeitigen Goldpreisanstieg glaubt, für den könnten möglicherweise Goldminen in Betracht kommen. Der Langfristinvestor, der seriös in Gold investieren möchte, sollte jedoch eher andere Optionen bevorzugen.
Idee Nr.4: Alternativstrategien mit Gold – wie die „16-Wochenstrategie“ – in Betracht ziehen
Ziel für einen Anleger sollte es immer sein, einen Vermögensaufbau mit einem individuell erträglichen Maß an Schwankungen zu realisieren. Und hierbei helfen eben Investments, die sich oft gegenläufig bewegen. Also z.B. Gold und Aktien. Nicht immer, aber doch öfters entwickeln sich die beiden Märkte anders und genau das senkt die Schwankungen und damit die Risiken im Depot.
Ganz ähnlich ist hier die „16-Wochenstrategie“ nach Thomas Gebert zu betrachten. Denn hier ist man als Investor nur zu bestimmten Zeiten dem Risiko des deutschen Aktienmarktes ausgesetzt. In der verbleibenden Zeit empfiehlt es sich, das Geld in Gold zu „parken“. Denn Thomas Gebert hat festgestellt, dass man dadurch historisch über 62% des Anstiegs im Gold „mitnehmen“ würde. Die Strategie hat sich in der Vergangenheit bisher mehr als bewährt. Doch es steht eben nicht nur die Performance im Vordergrund, sondern die Möglichkeit, das eigene Depot weiter zu diversifizieren. Also das Risiko auf mehrere Standbeine aufzuteilen. Und hierzu trägt bei dieser Möglichkeit auch Gold einen zumindest kleinen Teil bei. Aber auch wenn man diese Möglichkeit für sich in Betracht zieht, sollte man bedenken: Habe ich die Zeit dafür, die Strategie nachzuhandeln? Und: Wie setze ich sie für mich um? Mit ETFs als Sondervermögen oder als Zertifikat mit dem bereits erwähnten Emittentenrisiko?
Wenn es Sie interessiert… hier können Sie mehr über die Strategie erfahren.
Fazit: Kaufentscheidungen gut überdenken!
Die Notenbanken drucken enorme Mengen an Geld. Wohin dies führen wird, ist nur schwer vorherzusagen. Offensichtlich führen vor allem die Negativzinsen und möglicherweise auch höhere Inflationsraten in Zukunft dazu, dass sich immer mehr Menschen dem Gold zuwenden. Gold glänzt. Doch hinter dem Glanz verbergen sich auch Risiken. Diesen sollten Sie sich bewusst sein und mit Bedacht überlegen, inwieweit eine Investition bei Ihrer ganz individuellen Strategie Sinn machen könnte.
Einen weiteren Artikel zum Thema Gold finden Sie hier.
Quellen:
Bussler, Markus: Gold. Kulmbach 2016:Börsenbuchverlag.
Der Gebertbrief, Ausgabe 18/2020.
Gebert, Thomas: Was zu tun ist, wenn es soweit ist. Kulmbach 2016:Börsenbuchverlag.
Lochner Mario: Was ich mit 20 Jahren gerne über Geld, Motivation, Erfolg gewusst hätte. München 2020:Finanzbuchverlag.
Ein Gedanke zu „Faszination Gold – 4 Ideen, wie Sie jetzt in Gold investieren könnten.“
Vielen Dank für den interessanten und vor allem informativen Artikel. Da ja in der jetzigen Zeit das Thema „Goldanlage“ sehr aktuell ist, fand ich besonders die Ausführungen über die Möglichkeiten, wie man in Gold investieren kann, sehr hilfreich.