Die Menschen werden erfreulicherweise immer älter. Die durchschnittliche Lebenserwartung hat sich in den letzten etwa 150 Jahren nahezu verdoppelt. Und dieser Trend scheint ungebrochen. Eine heute 55-jährige Frau erreicht mit einer Wahrscheinlichkeit von 37% das 95.Lebensjahr. Bei jüngeren Menschen liegt dieser Wert noch höher. Gründe hierfür sind beispielsweise der medizinische Fortschritt sowie bessere Ernährung und Hygienemaßmahmen. Der Traum der Menschheit ist seit jeher die Unsterblichkeit. Ob dieser Traum in Erfüllung geht, erscheint zumindest zum jetzigen Zeitpunkt mehr als fraglich.
Dennoch halten Mediziner eine theoretische Lebensspanne von 120 Jahren theoretisch für möglich. Durch gezielte präventive Maßnahmen in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Entspannung ist es durchaus denkbar, nahe an diese Spanne heranzukommen.
Doch in meinen Beratungen stelle ich immer wieder fest:
Die Menschen unterschätzen ihre eigene Lebenserwartung deutlich.
Was könnten Gründe hierfür sein?
- Man denkt eher an die eigenen negativen Lebensgewohnheiten wie z.B. zuviel Alkohol trinken und vergisst die doch vorhandenen positiven wie Sport treiben beispielsweise.
- Es wird sich gerne an den Eltern oder Großeltern orientiert, die schon mal aufgrund des normalen Verlaufs im Durchschnitt 5-10 Jahre weniger Lebenserwartung haben.
- Zudem verfällt man auch gerne dem Denkfehler der selekiven Wahrnehmung. Menschen des eigenen Jahrgangs sterben möglicherweise zu früh und daraus wird dann gefolgert, dass es einem vielleicht selbst so ergeht.
Langlebigkeit stellt auch ein wesentliches Kernrisiko dar.
Auf den ersten Blick erscheint es schon etwas merkwürdig, Langlebigkeit als Risiko zu bezeichen. Es ist doch wunderbar, wenn jemand ein hohes Alter erreicht und das am besten noch bei guter Gesundheit und Agilität. Doch ein langes Leben muss eben auch abgesichert sein. Fatal wäre es, wenn zu spät festgestellt wird, dass die Rentenzahlung am Ende nur sehr gering ausfällt. Selbstverständlich will man doch einiges im Rentenalter noch erleben, jetzt hat man doch auch die Zeit dafür. Reisen oder etwaige neue Hobbys kosten aber auch Geld.
Aber auch diejenigen, die gut vorgesorgt haben, können in Gefahr laufen, dass sie möglicherweise länger leben, als ihre Finanzmittel reichen. Sie geben möglicherweise viel zu viel Geld in der aktiven Phase des Ruhestands aus. Es gibt auch das andere Extrem: Aus Angst, vielleicht während des Ruhestands in Altersarmut zu rutschen, wird ggf. zu wenig konsumiert und sich damit ein zu niedriger Lebensstandard gegönnt.
Rechtzeitige Ruhestandsplanung ist essenziell!
Schon nach dieser Einführung ist zu erkennen, dass es wesentlich ist, sich rechtzeitig mit dem Langlebigkeitsrisiko in der Ruhestandsplanung auseinander zu setzen. Ein ganz allgemeiner Lösungsansatz hier ist, auf die unterschiedlichen Bedürfnisebenen der jeweilen Person zu schauen. So könnte geschaut werden, welche existentiellen Grundbedürfnisse (z.B. Kosten für Wohnen, Nahrung und Kleidung) sichergestellt werden müssen. Staatliche und/oder betriebliche Rentenzahlungen würden diese finanzielle Ebene abdecken. Sollte dann dennoch ein Defizit übrig bleiben, macht es Sinn, eine private Rentenversicherung auf Nettobasis in Betracht zu ziehen. Hier sind zwar keine großen Renditesprünge zu erwarten, aber eine Rentenversicherung zahlt eben bis ans Lebensende.
Vermögensnutzung durch individuelle Entnahmepläne
Die Ebenen über der oben beschriebenen Basisabsicherung sind dann Stufen zur Erhaltung bzw. sogar Verbesserung des Lebensstandards während des Ruhestands. Hier kann dann in einer Beratung auch nach Investmentlösungen Ausschau gehalten werden, die die Zahlung eines flexiblen Zusatzgehalts im Ruhestand ermöglichen. Individuell auf die Person angepasste Entnahmepläne aus dem Vermögen ermöglichen eine autonatisierte und zielgerichtete Auszahlung eines Betrags für die Zusatzrente.
Wie Sie sehen können: Ruhestandsplanung ist ein enorm wichtiger Bereich der Finanzberatung, der in einer Beratung allzu häufig viel zu kurz kommt. Aufgund der Komplexität und der Notwendigkeit der individuellen Anpassung an die Verhältnisse und Wünsche der Kunden, gibt es hierfür mittlerweile auch einen speziellen Ausbildungsbereich. Vor Kurzem habe ich einen Zertifikatsstudiengang an der Universität Kaiserslautern zum Spezialisten für Ruhestandsplanung (FH) abgeschlossen, um meine Kunden hier mit hoher Qualität ganz gezielt beraten zu können.
Quellen/Weiterführende Literatur:
Kommer, Gerd: Souverän investieren vor und im Ruhestand. Frankfurt/New York 2019:Campus Verlag
Kuckertz/Perschke/Rottenbacher/Zoska (Hrsg.): Geshäftsfeld Ruhestandsplnaung. Freiburg 2019:Haufe Group
Wichtiger Hinweis:
Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Anlageberatung oder Anlageempfehlung dar. Alle Angaben in diesem Artikel stammen aus eigenen Erfahrungen oder Quellen, die ich für vertrauenswürdig halte. Eine Garantie für die Richtigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Wertentwicklungen in der Vergangenheit stellen keine Garantie für die künftige Wertentwicklung eines Finanzinstruments dar.