Was für ein Wahnsinn?
Die vergangenen Monate waren in jeder Hinsicht und besonders auch aus Anlegersicht außergewöhnlich. Innerhalb weniger Wochen rauschten die Finanzmärkte in atemberaubender Geschwindigkeit in den Börsenkeller. Um sich dann fast genauso schnell wieder zu erholen. Ich muss gestehen: In meiner langen „Anlegerkarriere“ habe ich soetwas noch nicht erlebt. Aber damit noch nicht genug. Menschen fortgeschrittenen Alters reagierten entweder mit Schockstarre,Panikverkäufen oder zynischem Kopfschütteln. Jüngere dagegen, also die 1980er Jahrgänge oder jünger entdeckten plötzlich in der Börse eine neue Leidenschaft.
Wächst mit den Millenials eine neue Generation Börse heran?
Dies ist gar nicht so abwegig. Der bekannte Börsenjournalist Markus Koch hat in den vergangenen Wochen immer wieder darauf hingewiesen, dass die jüngste Börsenrally sehr von Privatanlegern in den USA getragen wird. Und nun berichtet auch die Zeitschrift DER AKTIONÄR, dass es zu Rekorden bei den Depoteröffnungen gekommen ist. Kaum zu glauben, wenn ich mich umschaue und dennoch scheint da wirklich etwas dran zu sein.
Börse ist wieder „in“. Aber warum denn nur?
Es werden da immer wieder ganz plausible Gründe genannt:
- Während des Lockdowns konnte man nicht eben mal ins Casino oder auf Sportveranstaltungen gehen. Die Börse bietet da eine wunderbare Ersatzbefriedigung.
- Junge Menschen gehen erstaunlich nüchtern an die Fakten heran. Sie erkennen, dass sie auf üblichen Geldanlagen keine Zinsen mehr bekommen. Die Erkenntnis setzt sich mehr und mehr durch, dass gerade die Börse noch die Möglichkeit bietet, angemessene Renditen zu bekommen.
- Immer wieder hört man, dass gerade junge Menschen von einem finanziell unabhängigen Leben träumen. Wer sich gut informiert, frühzeitig die Sache richtig angeht, hat in der Tat auch keine schlechten Chancen, dieses Ziel zu erreichen.
Auf der einen Seite freue ich mich über diese Entwicklung, denn seit Jahren predige ich in meiner Funktion als Berater und Finanzcoach, wie wichtig Aktien bei der eigenen Geldanlage sind. Allerdings erinnert mich diese aktuelle Entwicklung doch sehr daran, was ich und viele meiner Zeitgenossen um die Jahrtausendwende erlebt haben. Da wurde fast nur noch über Aktien geredet, es wurde gezockt und nach dem Boom folgte bekannterweise der Absturz. Viele sind dann nie wieder an die Börse zurückgekehrt.
Vermögensaufbau mit Aktien ist heutzutage eine Notwendigkeit.
Geld braucht eine gewisse Rendite, damit es sich vermehren oder zumindest die Kaufkraft erhalten kann. In der mit Sicherheit noch lange andauernden Nullzinspolitik kommt man an der Aktie einfach nicht vorbei. In Aktien zu investieren ist auch gar nicht schwer, es lauern aber einige Gefahren. Welche könnten das sein?
- Zuviel Aktionismus! Sie kennen mit Sicherheit den Spruch „Hin und Her macht Taschen leer“. Wer viel handelt, also ständig kauft und verkauft, produziert enorme Kosten und die müssen am Ende erstmal wieder reingeholt werden. Es gibt vielleicht mal den einen oder anderen Kick, kurzfristige Börsengewinne anzustreben. Doch wer ehrlich zu sich ist, wird feststellen, dass das viele Handeln die Performance ganz schön nach unten ziehen kann. Dies ist u.a. auch ein Grund, warum die Mehrheit der Fondsmanager schlechter abschneidet als der Gesamtmarkt.
- Sucht! Wer viel handelt läuft in Gefahr, gar nicht mehr loslassen zu können. Hier noch schnell ein paar News gelesen, dort eben noch den Chart analysiert und schon sind wieder mehrere Stunden vor dem Monitor verbracht. Am Ende verschenkte Lebenszeit. Wenn dann noch Frust oder gar schlaflose Nächte dazu kommen, wenn es nicht so läuft, dann ist das alles andere als schön.
Die Lösung: Das perfekte Mindset
Um nachhaltig erfolgreich zu sein, gilt es, auch mal nach rechts und links zu schauen. Aus anderen Lebensbereichen ist bekannt: Wer zuviel und das zu schnell will, läuft in Gefahr zu scheitern oder gar auszubrennen. Neuste wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass nachhaltiger (Börsen)erfolg auf wenigen zentralen Prinzipien beruht.
- Warum tue ich das eigentlich? Es geht hier zunächst darum für sich zu klären, welches Ziel mit der Geldanlage verfolgt wird? Will ich Vermögensaufbau über 20 Jahre betreiben oder geht es mir eher um den Kick an den Börsen?
- Sich gezielt unter Stress setzen. Mit einem Ziel vor Augen geht es im nächsten Schritt um die Findung der eigenen, perfekten Anlagestrategie. Und das passiert nicht an einem Tag. Sicherlich: Mit einer guten Beratung können Sie den Prozess abkürzen, aber dennoch müssen Sie sich Gedanken machen, Zeit investieren und… zwischendurch das bis dahin Erarbeitete sacken lassen. Im Prinzip geht es um nichts anderes als um ein Wechselspiel zwischen Anspannung und Erholung. Also bitte nicht zu schnell irgendetwas unterschreiben oder einer Aktie hinterherlaufen. In der Ruhe liegt die Kraft! Simpel, aber dennoch entscheidend für das perfekte Mindset.
- Periodisierung. Ein Begriff aus der Trainingswissenschaft, aber auch für die Geldanlage anzuwenden. Bedeutet? Aktive Phasen der Überlegungen zum Investment sollten sich mit Phasen des Nichtstuns abwechseln.
Minimalismus für maximale Resultate
Konzentriert an seiner Strategie zu arbeiten, wenn erforderlich. Sich in dieser Phase nicht ablenken zu lassen und danach sich anderen Dingen widmen. Das ist verspricht nachhaltigen Erfolg, ist aber gar nicht so leicht wie gesagt. Sportler verbessern ihre Leistung, wenn sie sich nach einem harten Workout genügend Zeit zur Erholung geben. Anleger dann, wenn sie nicht ständig die Entwicklung des Depotstands verfolgen oder permanent ihre Anlagestrategie ändern wollen. Wenn eine Strategie feststeht und eine Entscheidung für die Umsetzung getroffen wurde, ist es gut dabei auch zu bleiben. Gerade die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, dass derjenige Erfolg hatte, der beim Corona-Crash seine Aktien nicht panisch verkauft hatte. Sondern stattdessen seiner persönlichen Strategie treu blieb.
4. Sinn und Zweck regelmäßig überprüfen. Einmal etwas kaufen und dann jahrelang nicht mehr drauf schauen, ist jedoch auch nicht so sinnvoll. Denn hier ist es wichtig, in regelmäßigen Abständen zu überprüfen, ob die Geldanlage noch Sinn für einen hat. Vielleicht hat sich ja mittlerweile an der Lebenssituation etwas Entscheidendes verändert. Und dann macht es Sinn, wieder bei Punkt 1 zu beginnen…
Vermögensaufbau ist kein Sprint, sondern eher ein Marathon.
Die Wahrscheinlichkeit, in kurzer Zeit ein großes Vermögen aufzubauen, ist eher gering. Dagegen ist die Wahrscheinlichkeit, dieses Ziel auf lange Sicht zu erreichen, hoch. Und hierzu hilft es sehr, sich einfache, generell wirksame Prinzipien anzueigenen. Wer dies schafft, hat am Ende das perfekte Mindset für die Geldanlage. Und…keine Frage, ein guter Finanzcoach kann helfen, dieses zu entwickeln!
Quelle/Weiterführende Literatur:
Stulberg, Brad/Magness, Steve: Das Pefekte Mindset. München 2020:Finanzbuchverlag.
Wichtiger Hinweis:
Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Anlageberatung oder Anlageempfehlung dar. Alle Angaben in diesem Artikel stammen aus eigenen Erfahrungen oder Quellen, die ich für vertrauenswürdig halte. Eine Garantie für die Richtigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Wertentwicklungen in der Vergangenheit stellen keine Garantie für die künftige Wertentwicklung eines Finanzinstruments dar.