Steigende Inflationsraten auf breiter Front. Anlageprofis raten daher zurzeit, in Sachwerte zu investieren. Anleihen dagegen sollten eher untergewichtet oder gar nicht mehr in ein Depot aufgenommen. Ist das nun sinnvoll?
Anleihen sind naturgemäß keine Renditebooster und bieten aktuell alleine auch keinen ausreichenden Inflationsschutz. Das ist richtig, doch jede Anlagestrategie braucht auch einen guten Torwart und eine stabile Verteidigung. Wer ausschließlich auf Sachwerte wie Aktien, Edelmetalle, Rohstoffe und Kryptowährungen in seinem Depot setzt, muss deutlich höhere Schwankungen aushalten können. Und genau das ist nicht für jeden zu empfehlen.
Anleihen sorgen für Renditebeständigkeit.
Wer vor allem stabile Renditen von Anleihen erwartet, sollte seine Anleihen Allokation im Rahmen seiner gesamten Anlagestrategie und Depotausrichtung bewerten, denn wie festverzinsliche Wertpapiere die Volatilität des Gesamtportfolios genau beeinflussen, kann von anderen Portfoliokomponenten abhängen.
Beispiel Laufzeit und Kreditqualität: Anleger müssen entscheiden, ob sie eher in längere oder kürzere Laufzeiten bzw. in Anleihen mit höherer oder niedrigerer Bonität investieren wollen. Wie das obere Diagramm in Abbildung 1 zeigt, schwankt ein globaler Anleihen Index, der zahlreiche Ratings und Laufzeiten kombiniert, stärker als ein Index, der ausschließlich aus Staatsanleihen mit kürzerer Laufzeit und hoher Bonität besteht. Geht man ausschließlich nach der Beständigkeit der Renditen, erscheinen Staatsanleihen attraktiver.
Allerdings dürften nur die wenigstens Anleger tatsächlich ausschließlich in Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit und hoher Bonität investieren. Viele Anleger halten auch Aktien, und die sind, eine entsprechend große Allokation vorausgesetzt, häufig die entscheidende Volatilitätsquelle in einem Portfolio. Bei einer größeren Aktien-Allokation haben die Laufzeit und das Risikoprofil der Anleihen-Allokation also weniger Einfluss auf die Volatilität. Das untere Diagramm in Abbildung 1 verdeutlicht diesen Punkt anhand von zwei Portfolios, die jeweils zu 60% aus Aktien und zu 40% aus Anleihen bestehen. Die Portfoliovolatilität ist in beiden Fällen fast identisch, unabhängig davon, ob ein Anleger ausschließlich in kurzfristige Staatsanleihen investiert oder sein Anleiheportfolio stärker diversifiziert. Diese Erkenntnis wird in den Modellportfolios in meinem Fondsshop und in der Beratung umgesetzt.

Anleihen sind wichtig für die Altersvorsorge und ein regelmäßiges Einkommen.
Angenommen, das Ziel eines Anlegers ist die Altersvorsorge. Für ein geregeltes Einkommen im Alter ist er auf regelmäßige Cashflows angewiesen, die aus heutiger Sicht zukünftige Verbindlichkeiten darstellen. Die zukünftigen Ausgaben werden also durch die heutigen Ersparnisse gedeckt. In diesem Szenario kann das Risikomanagement darin bestehen, die Ungewissheit über die Höhe des zukünftigen Einkommens zu reduzieren. Dazu eignen sich Vermögenswerte, deren Wert im Einklang mit Finanzierungskosten für zukünftige Einkommen schwankt.
Wer später regelmäßige Ausszahlungen aus seinem Depot erhalten will, der kann nicht ausschließlich auf Aktien setzen. Die Schwankungen wären zu groß und das Risiko, das Kapital zu schnell aufzubrauchen, wäre erhöht. Aus diesem Grund stellen Anleihen weiterhin einen unverzichtbaren Bestandteil jeder Einkommensstrategie dar, sei es bei der Rente oder um schon früher die finanzielle Unabhängigkeit genießen zu können.
Die Ziele des Investors stehen im Vordergrund.
Das vergangene Jahr hat uns immer wieder (und oft unaufgefordert) den Wert zahlreicher bewährter Anlageprinzipien vor Augen geführt, mitunter die Bedeutung der Anlegerdisziplin. Wer Anleihen im Depot hatte, konnte den Kurssturz in 2020 viel besser ertragen als jemand der Aktien im Depot zu stark gewichtet hatte. Daher sollten bei der Bewertung von Anleihen immer die Ziele des Investors und nicht ausschließlich die Rendite im Mittelpunkt stehen.
Quelle: Dimensional Fund Advisors Ltd.
Wichtiger Hinweis:
Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Anlageberatung oder Anlageempfehlung dar. Alle Angaben in dem Artikel stammen aus eigenen Erfahrungen und Quellen, die ich für vertrauenswürdig halte. Eine Garantie für die Richtigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Wertentwicklungen in der Vergangenheit stellen keine Garantie für die künftige Wertentwicklung eines Finanzinstruments dar.